Team, das zusammen an der Wissenskommunikation arbeitet

Wissenskommunikation neu gedacht: Cross-medial, Video-Content & AR

Für Mitarbeiter in Transferstellen, der digitalen Lehre oder in der Hochschulkommunikation ist gerade die visuelle Kommunikation in Echtzeit in den sozialen Medien herausfordernd.

Inhalte aus Wissenschaft und Lehre, Vorträge oder Workshop-Ergebnisse sollen möglichst schnell und zielgruppengerecht online kommuniziert werden, um beispielsweise Tagungsteilnehmer über Ergebnisse parallel stattfindender Workshops zu informieren.

Schnell können sich handwerkliche Fehler einschleichen, wie Text-Bild-Scheren, also der Widerspruch von Text und Bild oder unbeabsichtigte Ausschlüsse von Statusgruppen aufgrund kontextabhängiger Darstellungsweisen.

Der zeitliche Aufwand für gelungene, zielgerichtete und durchdachte visuelle Wissenskommunikation wird schnell unterschätzt.

Cross-mediale Kommunikation fördert den Wissenstransfer

Doch bietet gerade die visuelle Vermittlung von Wissen die Möglichkeit, zum Teil „trockene“ wissenschaftliche Themen und Informationen spannend, auch für universitätsfremde Zielgruppen, erlebbar zu machen.

Wie das gelingen kann, zeigen beispielsweise @Astro_ Alex (Alexander Gerst) oder @CERN (European Organization for Nuclear Research) auf Twitter.

Visuelle Wissenschaftskommunikation kann dabei mehr sein als Bilder und Videos, auch Live-Streams, Webinare, Podcasts, Blogs und Vlogs, Infografiken, Poster, Illustrationen, Animationen, Karten oder GIFs zählen zur visuellen Wissenskommunikation und können Teil einer cross-medialen Kommunikationsstrategie werden.

Mit Bildern präsentieren

Noch immer weit verbreitet und unangefochtener Standard im visuell unterstützenden Einsatz zur Vermittlung von Wissen in Frontalvorträgen ist das Microsoft-Office-Programm PowerPoint¹.

Eine aktuelle Studie untersuchte die Unterschiede in der Wirkung von PowerPoint, Prezi (Zoomable User Interfaces/ ZUI) und mündlichen Vorträgen². Ob PowerPoint oder mündlicher Vortrag – eine bessere Wahrnehmung bei den Zuhörern war durch PowerPoint im Vergleich nicht zu erreichen. Nur der Einsatz von ZUI zeigte bessere Wirkung bei den Zuhörern, beispielsweise in Hinblick auf Organisation und die Überzeugungskraft des Vortrags.

Brauchen Wir PowerPoint & Co. überhaupt?

Persön hält Vortrag vor vielen Menschen und großer Leinwand

Eine der Grundfragen bei der Vorbereitung von Vorträgen sollte stets lauten: Sind Folien nötig (vgl. Mück/Zimmer, 2017)? Tragen sie dazu bei, den roten Faden, die Geschichte, nicht zu verlieren?

Präsentationssoftware unterstützt den Redner und Vortrag lediglich und soll diesen nicht ersetzen. Visualisierungen in PowerPoint oder Zoomable User Interfaces sollen daher die Kernaussage widerspiegeln und den Zuhörern die Möglichkeit geben, den Sachverhalt schnell und verständlich wahrzunehmen.

Wenn schon ein Präsentationsprogramm gebraucht wird, dann bitte so:

Soll der Vortrag durch ein Präsentationsprogramm unterstützt werden und ist die Geschichte entwickelt, gibt es ein paar einfache Regeln, die dabei helfen können, bei Vorträgen auch visuell zu überzeugen (vgl. Mück/ Zimmer, 2017):

  • Eine Idee und nicht zu viele Details pro Slide.
  • Eine Schriftgröße von mindestens 30 Punkt.
  • Beim Einsatz eines Beamers gilt: Schriften ohne Serifen verwenden.
  • Schlagworte sind unzähligen Bullet Points mit Erklärungen vorzuziehen.
  • Hochwertige und einzigartige Bilder sollen das Anliegen des Vortrags transportieren.

Eine gute Quelle für kostenlose lizenzfreie Bilder ist beispielsweise „Unsplash“ oder für GIFs „Giphy“; es gilt dennoch, den Urheber zu nennen.

Video-Content statt klassische Feeds

Die Verbreitung immer besserer Hardware, größeren Speichermedien und einfach zu bedienender Smartphones zum Fotografieren und Filmen, die ohne Vorkenntnisse handhabbar sind und hervorragende Aufnahmen liefern, sind für die visuelle Wissenskommunikation prädestiniert.

Konnte man in der Vergangenheit auch mit textbasierten Posts im Feed der Nutzer eine gewisse Aufmerksamkeit erzeugen, funktionieren soziale Medien kaum mehr ohne Bild- oder Videoinhalte. „Stories“ bieten die Möglichkeit, mit mehreren Bildern, GIFs und Videos Geschichten zu erzählen und diese Inhalte zeitbegrenzt anderen Nutzern anzuzeigen.

Die meisten großen Netzwerke wie Instagram, Facebook oder die Erfinderin der Story „Snapchat“ bieten eine Storyfunktion an.

Sie suchen Nutzer-Interaktion? Setzen Sie Videos ein!

Videos animieren Nutzer zur Interaktion. Für Twitter bedeutet das beispielsweise eine zehnmal häufigere Interaktion von Nutzern mit Videoinhalten gegenüber Textinhalten.

Doch gibt es für den Einsatz von Videos einiges zu beachten. So unterbrechen die Nutzer beispielsweise in knapp 75 Prozent der Fälle einen zu langen Film.

Entscheidet man sich für die Erstellung von Videoinhalten, sollte man auf Qualität, die Optimierung für Suchmaschinen sowie auf die Optimierung für Mobilgeräte achten. Letzteres ist bei den großen Videoportalen (etwa YouTube) automatisch gewährleistet.

Video-Content verzeichnet hohes Potential für Hochschulen mit einer großen Online-Community

Neben Instagram mit dem Videodienst IGTV hat sich auch Facebook dazu entschieden, Video-Content auf einer eigenen Plattform, der Video-Plattform „Watch“, zu bündeln. Damit treten die Netzwerke in Konkurrenz zu YouTube als bekanntester Videoplattform, auf die jeder Nutzer Inhalte hochladen kann.

Facebook dagegen beschränkt die Bereitstellung von Inhalten (zunächst) auf Eigenproduktionen und Inhalte von Facebook-Seiten mit mehr als 5000 „Gefällt mir“-Angaben (Stand: August 2018).

Für Hochschulen mit einer großen Online-Community bietet sich damit eine weitere Möglichkeit, mit Videos die Reichweite außerhalb von YouTube zu steigern und wissenschaftliche Inhalte an ihre Zielgruppen zu bringen. Vor dem Hintergrund der Veränderungen des Facebook-Newsfeeds in der Vergangenheit und die zum Teil großen Auswirkungen auf die organische Reichweite bietet sich hier eine gute Chance, diese wiederherzustellen.

Universitäten sollten die neuen Möglichkeiten für sich nutzen, denn durch die Hinwendung der großen Netzwerke zu Videoinhalten und eigenen Video-Plattformen wird bereits das Ende des Newsfeeds, wie wir ihn kennen, diskutiert.

Was die Zukunft bringt: Kollaboratives Arbeiten mit Augmented Reality

Augmented Reality Brille - Person probiert diese aus

Die Erweiterung des realen Raums durch visuelle, virtuelle Einblendungen, Augmented Reality (AR), bietet spannende Möglichkeiten für den Einsatz im Wissenstransfer (vgl. Wannemacher 2016).

Neben der Anwendung in der Lehre, um beispielsweise Situationen mittels Simulationen erfahrbar zu machen, die aus Platz- und Kostengründen im traditionellen Lehrkontext nicht zur Verfügung gestellt werden können, bietet AR durch die Einbindung von Informationen die Möglichkeit, Wissen zur Verfügung zu stellen, wo es benötigt wird.

Ohne Vorwissen AR einsetzen? Das geht mithilfe dieser Tools:

Die Hürden bezüglich benötigter Vorkenntnisse in der Produktion von AR-Inhalten nehmen ab. So bietet beispielsweise Facebook mit dem Tool „AR-Studio“ die Möglichkeit, nahezu ohne Vorwissen AR-Modelle aus einer bereitgestellten Bibliothek einzusetzen, aber auch eigene AR-Effekte zu produzieren und diese via Instagram und Messenger zu veröffentlichen.

Aber auch Apple offeriert mit seinem ARKit2 die Möglichkeit, AR-Apps zu entwickeln. Eine hohes Potenzial im Wissenstransfer, beispielsweise für kollaboratives Arbeiten, bietet persistente Augmented Reality.

Sie ermöglicht es, virtuelle Objekte mit dem physischen Raum zu verbinden und zu speichern, um zu einem späteren Zeitpunkt die Arbeit wiederaufzunehmen.

Für Teams wird es auf diese Weise möglich sein, gemeinsam an Modellen zu arbeiten und den aktuellen Arbeitsstand virtuell für Kolleginnen und Kollegen zugänglich zu machen, sodass diese daran weiterarbeiten können.

ANMERKUNGEN

1. Neben PowerPoint gibt es eine Vielzahl von Software zur Gestaltung von Präsentationen wie Apples Keynote oder Impress von LibreOffice.

2. Die Studie wurde von Prezi finanziert, abzurufen unter https://journals.plos.org/plosone/ article?id=10.1371%2Fjournal.pone.0178774 sowie zusammenfassend https://www.welt.de/wirtschaft/ webwelt/article166823540/Wer-Powerpoint-nutzt-schadet-seinem-Ansehen.html

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Auszug aus dem Artikel „Teilen.Sehen.Verstehen.“, geschrieben von Michael Wuppermann und Ingo Auhagen, erstmals erschienen in DUZ Wissenschaft & Management 09/2018.

Literaturtipps

Mück, Florian/Zimmer, John (2017): Der TED-Effekt: Wie man perfekt visuell präsentiert für TED-Talks, YouTube, Facebook, Videokonferenzen & Co. München: Redline Verlag.

Wannemacher, K., et al. (2016): Digitale Lernszenarien im Hochschulbereich. Berlin: Hochschulforum Digitalisierung, abrufbar unter https:// hochschulforumdigitalisierung.de/de/studie-digitale-lernszenarien-hochschulbereich