Recap: Workshop zu verantwortungsvoller Innovation

Eine typische Frage in Hochschulen ist, wie sich die Lehre spannend und praxisnah gestalten lässt. Hierzu gibt aus der Forschung und immer wieder neue Erkenntnisse. Auf (Online-) Konferenzen tauschen sich Lehrende dazu aus und geben ihre Ideen weiter. Wie zum Beispiel verantwortungsvolle und nachhaltige Innovation im Bereich Entrepreneurship vermittelt werden kann, haben wir in einem Workshop diskutiert. Dieser Beitrag gibt einen Einblick hierzu.

Als Wissenschaftler:innen und Lehrende wollen wir Studierenden praxisnahe Erfahrungen im Bereich Entrepreneurship ermöglichen. In sogenannten Projektseminaren lassen wir die Studierenden wählen, an welchen innovativen Projekten und Ideen sie arbeiten wollen. Die innovativen Ideen reichen von Apps, die es Verbraucher:innen ermöglichen sollen, beim Einkaufen von Lebensmitteln Zeit zu sparen oder sich gesund vegan ernähren zu können, bis hin zu Konzepten wie Cafés, um Fähigkeiten weiter zu geben oder die Gemeinschaft zu stärken. Konzepte, die Studierende entwickeln, beinhalten oft Gedanken zur Nachhaltigkeit. allerdings fehlt meist eine umfassende und gründliche Reflexion dazu, welche positiven und negativen Konsequenzen ihre Projekte in diesem Kontext haben könnten. Wie können wir diese Studierenden dazu bringen, ganzheitliche nachhaltige Ideen zu entwickeln und die Auswirkungen ihrer Innovationen kritisch zu beurteilen?

Diese Fragestellung haben wir in einem Workshop, der von der europäischen Entrepreneurship-Organisation ECSB veranstaltet wurde, erörtert. Hierzu habe ich mich mit zwei Nachhaltigkeitswissenschaftler:innen, Flavio Pinheiro Martins und Yasmin Azim Zadeh, zusammengetan. Die Idee zu diesem Workshop wurde auf einer Konferenz über verantwortungsvolle Innovation geboren, die letztes Jahr stattfand. Für mich als Entrepreneurship-Forscherin war dies ein unbekannter Diskurs, von dem ich sehr inspiriert war. Als Begleiterin von Innovationsprozessen habe ich mich stets gefragt, wie ich die Entwicklung nachhaltiger Ideen unterstützen kann. Verantwortungsvolle Innovation ist eine vielversprechende Antwort darauf. Seit dieser Konferenz arbeiten Flavio und ich an der Idee, Nachhaltigkeit und Entrepreneurship zusammenzubringen, insbesondere in der Lehre. 

In der Sandbox werden virtuelle Darstellung und haptisches Erleben zusammen gedacht, um Perspektiven zu verbinden ©Leuphana/Patrizia Jäger

An dieser Stelle können Yasmin und ich zudem unsere Erfahrungen aus der Arbeit im Projekt Sandbox Innovation Process an der Leuphana Universität Lüneburg teilen: Dieses Projekt baut Innovationsgemeinschaften im Rahmen eines offenen Innovationsprozesses auf, um die Bewältigung regionaler Herausforderungen zu fördern. Wir unterstützen diesen Prozess, indem wir durch verschiedene Teambildungsaktivitäten und wiederholte Feedback-Sitzungen eine Vertrauensbasis schaffen. Die größte Chance und die größte Herausforderung in diesem Prozess ist die Heterogenität der Teilnehmenden: Studierende, Rentner:innen, Unternehmer:innen, Bürger:innen – alle aus derselben Region, aber mit unterschiedlichen Ansichten. Die Einbeziehung dieser Perspektiven ist einer der Schlüsselpunkte in einem verantwortungsvollen Innovationsprozess. 

Wenn wir unternehmerische Projekte aus Sicht einer verantwortungsbewussten Innovation betrachten, können wir unseren Studierenden nicht nur Entrepreneurship, sondern auch Nachhaltigkeit näherbringen. In unserem Workshop wollten wir explizit mit einem Konzept der Nachhaltigkeit arbeiten. Dafür boten die Ziele der nachhaltigen Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) und das dazu frei verfügbare Material einen guten Ausgangspunkt. Die SDGs sind ein guter Start für die Überlegungen der Teilnehmenden, wie ihre Ideen mit den SDGs (in negativer und positiver Hinsicht) zusammenhängen. Diese Reflexion ist ein Schlüsselpunkt auf dem Weg zu verantwortungsvoller Innovation, die einen positiven Einfluss auf die Gesellschaft haben soll.

Natürlich haben wir auch viel von unseren Teilnehmenden gelernt. Eine Frage war von besonderem Interesse und wurde intensiv diskutiert: Wie können wir Teil der Lösung sein, wenn wir auch Teil des Problems sind? Die Lehrperson, die dies zur Sprache brachte, fühlte sich als Teil der Generation, die für das gegenwärtige Chaos auf unserem Planeten verantwortlich ist. Während viele von uns dieses Gefühl gut nachvollziehen konnten, betonten andere Teilnehmende, dass dies uns nicht aufhalten sollte. Besonders, wenn wir Teil des Problems sind, liegt es in unserer Verantwortung, Teil der Lösung zu werden. Als Lehrende können wir einen großen Einfluss haben, indem wir unsere Studierenden dabei unterstützen, etwas zu bewirken. Verantwortungsbewusste Innovation im Bereich von Entrepreneurship zu stärken bedeutet, unseren positiven Einfluss in der Gesellschaft zu erhöhen. Dieser Workshop stellte einen Startpunkt in diese Richtung dar und eine Inspiration, Lehre spannend und praxisnah zu gestalten.

Weitere Informationen:

  • Das Projekt Sandbox Innovation Process unter wissenschaftlicher Leitung von Prof. Markus Reihlen wird vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und dem Land Niedersachen gefördert und ist am Kooperationsservice der Leuphana Universität angesiedelt. Mehr Informationen: www.leuphana.de/sandbox-projekt
  • SDGs und Entrepreneurship: Horne, J., Recker, M., Michelfelder, I., Jay, J., & Kratzer, J. (2020). Exploring entrepreneurship related to the sustainable development. Journal of Cleaner Production, 242, 118052.
  • Responsible Innovation: Stilgoe, J., Owen, R., & Macnaghten, P. (2013). Developing a framework for responsible innovation. Research policy42(9), 1568-1580.

Deutsche Version des Artikels „Recap: Developing Responsible and Sustainable Innovations in Entrepreneurship Education” geschrieben von Verena Meyer